Ausgestattet mit dem Wissen über herausforderndes Verhalten von Menschen mit Demenz können pflegende Angehörige effektiv Vorsorgemaßnamen treffen und somit vielen Gefährdungen vorbeugen.
Das herausfordernde Verhalten von Menschen mit Demenz wirkt sich bei den pflegenden Angehörigen oft in Form starker psychischer Belastung aus.Es erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Flexibilität und Kreativität, um in diversen Situationen angemessen zu reagieren. Deshalb ist es notwendig, Ihnen dafür spezielle Informationen zum Umgang mit aufforderndem Verhalten zu geben. (Das frühere „herausfordernde Verhalten“ wird nach dem neuen Expertenstandard als „aufforderndes Verhalten“ beschrieben.)
„Verbessere mich nicht, das macht mich nur wütend!“
Diese Verhaltensweisen sind in der Demenz begründet, doch haben sie oft noch einen anderen Grund. Versuchen Sie, die Auslöser zu erkennen, indem Sie sich die Lebensgeschichte (Biographie) des Demenzkranken näher anschauen und nach sogenannten Schlüsselerlebnissen suchen. In der Regel sind es prägende Erlebnisse, beispielsweise Kriegserfahrungen, die im Erkrankten wieder aufleben und ihm in diesem Moment real erscheinen.
Es besteht also eine für ihn wirkliche Situation, die Angst, Wut, Zorn usw. hervorrufen kann. Deshalb ist es wichtig, die Biographie des Erkrankten zu kennen, damit Sie in dieser Situation richtig handeln können. Das schützt Sie als pflegenden Angehörigen und hilft dem Demenzkranke aus seiner Not. Durch Beschäftigung und Bewegung kann solchen Situationen vorgebeugt werden: So werden Anspannungen abgebaut und die betroffenen Personen auf andere Gedanken gebracht. Es kann jedoch vorkommen, dass der Erkrankte trotzdem in diese Verhaltensweisen verfällt. Was Sie dann tun können, entnehmen Sie der folgenden Handlungsempfehlung.
Die Selbstsorge gerät oft in Vergessenheit! Sie wird immer hintenangestellt. Sie wird verschoben, auf nachher, auf morgen, auf nächste Woche! Was bleibt? Oft nicht einmal der Gedanke daran, dass man etwas für sich tun wollte! Deshalb ist es wichtig, Selbstsorge fest einzuplanen, um gestärkt Belastungen entgegenzuwirken oder sogar Belastungen vorbeugen zu können.
Planen Sie von Anfang an Selbstsorge für sich ein. Das heißt, dass Sie von Beginn der Pflegesituation an auch an sich denken müssen. Selbstsorge umfasst die geistige, psychische und körperliche Gesundheit und hält Menschen in der Balance. Nur so fühlt man sich ausgewogen und ist leistungsfähig. Selbstsorge beinhaltet für jeden Menschen etwas Anderes und wird deshalb auf unterschiedlichem Wege erreicht. Das bedeutet, dass es etwas gänzlich Individuelles ist. Es ist von den Bedürfnissen des Einzelnen abhängig und steht im Zusammenhang mit der Lebenssituation, dem Alter und der Gesundheit.
Verschiedene Angebote und Tätigkeiten tragen zur Selbstsorge bei:
Wege zur Selbstpflege:
Sie sollten aktivierende Pflege einüben (den erkrankten Menschen einbeziehen; Tätigkeiten, die er noch selbständig erledigen kann, allein machen lassen, auch wenn es länger dauert oder er es nur mit einer Anleitung schafft).
Ein Netzwerk zur Entlastung kann in der Realität aus einer Verknüpfung von Menschen und Institutionen bestehen. Auf dem Papier kann ein Netzwerk eine Übersicht (hier als Kreisdiagramm) sein, in das Sie als pflegende Person wichtige Eintragungen vornehmen können, sodass Nummern und Ansprechpartner immer griffbereit sind. Es verschafft Ihnen einen Überblick, welche Institutionen und wen Sie zusätzlich zur Unterstützung und Entlastung einplanen können. Durch Gespräche und Zusammenarbeit mit den einzelnen Institutionen und Menschen (Familie, Freunde, Nachbarn, Beratungsstellen) sammeln Sie Informationen, Möglichkeiten und Ideen, die Sie vorher nicht hatten.
Ein Netzwerk sollte immer folgende Institutionen beinhalten:
Pflegeberatungsstellen (ausführliche Informationen und Beratung) Pflegekurse (Organisation, Informationen, Pflegetechniken und Austausch) Entlastende Dienste/Familie, Freunde und Nachbarn (Entlastung, Freiräume) Institutionen zum eigenen Wohlbefinden (Entspannungskurse, Wassergymnastik, Massagen, Rückenschule, Freunde treffen usw.)
Den neuen Alltag bewältigen und sich selbst dabei nicht vergessen!
Alles braucht eine gute Organisation, deshalb ist es sinnvoll, sich einen Tages-/Wochenplan (in Form einer Tabelle) zu erstellen, in den Maßnahmen zur Selbstsorge und Arbeitsabläufe geplant werden können. Eine zusätzliche Spalte für entlastende Dienste und andere Helfer (wie z. B. Familienmitglieder, Nachbarn und ehrenamtlich Tätige) aufzuführen ist wichtig, denn die Arbeit muss auf mehrere verlässliche Schultern verteilt werden. Es sollte keiner zwangsverpflichtet werden, aber die Unterstützung muss verbindlich sein. Dadurch entschärfen Sie viele Belastungen bzw. verhindern ihr Auftreten.
Grundvoraussetzungen klären bei der Übernahme einer Pflege:
Diese Darstellung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Diese Tabelle soll Ihnen einen Großteil der Ursachen aufzeigen, die zu Gefährdungen bei der häuslichen Pflege führen, und Maßnahmen angeben, wie Sie diesen Gefährdungen vorbeugen und sich davor schützen können.
Ursachen |
Gefährdungen |
Maßnahmen |
---|---|---|
Zu weite Kleidung |
Hängen bleiben Folge:
|
Lockere, nicht zu weite Kleidung |
Zu lange und zu weite Ärmel |
Hängen bleiben Übertragung von Krankheitserregern/Infektionsgefahr |
Ärmellänge bis zum Handknöchel, Ärmelweite bis Faustgröße |
Zu lange Hosen, Kleider und Röcke |
Stolpern Stürzen |
Länge bis ca. Fußknöchel |
Ungeeignetes Schuhwerk |
Stolpern Stürzen Übertragung von Krankheitserregern/ Infektionsgefahr |
Abwaschbare, gut sitzende (nicht zu enge und nicht zu weite), feste, rutschhemmende, vorn und hinten geschlossene Schuhe |
Langes offenes Haar
|
An den Haaren gezogen werden Hängenbleiben Übertragung von Krankheitserregern |
Haare zusammenstecken oder zusammenbinden |
Tragen von Schmuck |
Hängen bleiben sich Stechen Übertragung von Krankheitserregern/
|
Schmuck ablegen |
Zu lange Fingernägel |
Übertragung von Krankheitserregern/
Einreißen der Fingernägel |
Kurz geschnittene Fingernägel |
Ursachen |
Gefährdungen |
Maßnahmen |
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Keine Kenntnis davon, wie der Pflegebedürftige beim Aufrichten, Aufstehen und Gehen richtig unterstützt wird, zum Beispiel auf dem Gang zur Toilette |
Stolpern Stürzen Zwangshaltung Folge:
sich Verheben |
Fachwissen in Pflegekursen erwerben; wie unterstütze ich richtig beim Gehen? Wie führe ich aktivierende Pflege korrekt aus? Den pflegebedürftigen Menschen soweit es geht alleine machen lassen! Nur so viel Unterstützung wie nötig geben |
Der Pflegebedürftige wird beim Aufrichten und Aufstehen nicht mit eingebunden oder erhält nur unzureichend Informationen über die Pflegetätigkeit |
sich Verheben Zwangshaltung Folge:
|
Aktivierende Pflege ausführen |
Kein ergonomisches (rückenschonendes) Arbeiten |
sich Verheben Zwangshaltung Folge:
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Rückenschonende Arbeitsweisen und den Einsatz von Hebehilfen, Hilfsmitteln usw. in Pflegekursen erlernen |
Ursachen |
Gefährdungen |
Maßnahmen |
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Ungünstige Sitzposition beim Anreichen des Essens |
Zwangshaltung Folge:
sich Verheben |
Rückengerechte, angenehme Sitzposition einnehmen Dem Bedürftigen auf gleicher Höhe mit geradem Rücken gegenübersitzen |
Nicht sachgerechtes Anreichen des Essens, zum Beispiel wenn das Essen im Stehen angereicht wird Zu heiße Kost Ungeeignetes Essgeschirr und ungeeignete Trinkgefäße (zu flache Teller und normale Kaffeetassen) |
sich Verbrühen sich Verbrennen |
Fachwissen über richtige Hilfestellungen beim Anreichen des Essens erwerben Überprüfen der Nahrung (zu heiß) Benutzung von speziellem Essgeschirr, zum Beispiel Teller mit hohem Rand und Schnabeltasse bei Bedarf |
Ungünstige Sitzposition bei Gesellschaftsspielen
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Zwangshaltung Folge:
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Rückengerechte, angenehme Sitzposition einnehmen Dem Bedürftigen auf gleicher Höhe mit geradem Rücken gegenübersitzen |